Hardware, die effizient, robust und einfach ist

Falko Ebe ist Mitglied im MSHIP-Kernteam und als Domain Architect von Anfang an bei MSHIP dabei.

Foto von Falko Ebe

Was genau ist MSHIP und was ist das Besondere daran?

MSHIP besteht für mich hauptsächlich aus drei Aspekten. Der erste ist das Programm an sich, also die Form, wie wir menschliche Arbeit organisieren und bündeln. Der zweite Aspekt ist das technische Herzstück des Programms, die MSHIP-Plattformen – also die technische Infrastruktur, die von der Hardware in unserem Rechenzentrum bis zur Nutzerschnittstelle für unsere Anwender alles umfasst. Und der dritte Aspekt ist, dass MSHIP eben auch die Methodik umfasst, mit der wir im Programm diese Plattformen errichten. Insofern besteht MSHIP für mich mindestens aus diesem Dreiklang: Programm, Plattformen, Methoden.

Das Besondere an MSHIP ist die Größe und damit verbunden der Wille, die einzelnen Teilaspekte sinnvoll zusammenzufügen und Synergien zu heben. MSHIP unterscheidet sich deswegen deutlich von anderen Vorhaben, die oft als Einzelprojekte angelegt sind. Im klassischen Projektmanagement wird ein Projekt nach den Kenngrößen Zeit, Qualität und Budget gemanagt – das führt zu einem für dieses einzelne Projekt optimalen Ergebnis. Dieses optimale Ergebnis kann aber zu schlechteren Ergebnissen in anderen Projekten führen, oder mit Synergieverlusten einhergehen, weil unabhängige Projekte sich immer nur selbst optimieren ohne Blick auf das große Ganze. Und diese übergreifende Optimierung, das ist der Kerngedanke hinter MSHIP.

MSHIP ist eben nicht nur ein technisches Projekt, sondern kümmert sich als Programm auch um Organisation und Struktur.

Welche Hardware kommt bei MSHIP zum Einsatz und was muss diese leisten?

Mit MSHIP bauen und betreiben wir unsere eigene TransnetBW-Cloud. Dabei machen wir viele Dinge ähnlich wie die klassischen Hyperscaler, also Anbieter von Public-Cloud-Services wie beispielsweise AWS oder Azure. Und zwar einerseits, weil wir physikalisch einfache Systeme haben wollen, Systeme, die eine klare Struktur haben, Systeme, die einfach und sicher von einzelnen Personen bedient werden können, Systeme, die kein komplexes Networking brauchen und auch keine hochkomplexe Schnittstellen-Infrastruktur.

Foto von Falko Ebe und Dominik Geibel

Auf der anderen Seite muss die Hardware auch eine gewisse Ressourcen- und Energieeffizienz aufweisen. Deshalb haben wir uns für Systeme entschieden, die ein klares Bedienkonzept bieten mit Front-IO, also nur von einer Seite bedienbar sind. Diese Systeme weisen, genauso wie die Netzwerkinfrastruktur, einen hohen Automatisierungsgrad auf.
Außerdem müssen die Systeme zwar sehr, sehr ähnlich oder in Teilen identisch sein, in der Gesamtkonstruktion aber eine Durchmischung aufweisen. Das ist wichtig, um einzelnen etwaigen Schwachstellen nicht zu viel Raum zu geben. Vor allem mit Hinblick auf die verwendeten Hardware-Komponenten achten wir auf Marktverfügbarkeit. Ein Beispiel: Wie sehen Lieferketten aus? Wir wollen zunächst keine exotischen Prozessorarchitekturen, sondern erstmal klassische X86-Architekturen, also mehr oder weniger Standardserverarchitektur.

Im Unterschied zu den Hyperscalern bewegen wir uns aber in einem ganz anderen Umfeld, denn wir sind als TransnetBW Betreiber von kritischer Infrastruktur. Wir haben uns also aus ganz anderen Gründen für ähnliche Konzepte wie die Public-Cloud-Anbieter entschieden.

Foto von Falko Ebe, Dominik Geibel und Matthias Wolf

Anders als Hyperscaler haben wir kein Geschäftsmodell, welches auf eine massive Multitenancy-Nutzung ausgerichtet ist. Bei unserer Cloud muss niemand davon profitieren, dass viele Kunden unsere Dienste einkaufen. Stattdessen sind wir mit den MSHIP-Cloud-native-Plattformen der, wenn man so will, interner Produkthersteller. Wir kennen unseren Kunden sehr gut, weil wir selber unser Kunde sind – wir haben also andere Rahmenbedingungen als die klassischen Betreiber von Public-Cloud-Services. Unser wichtigstes Anliegen ist es, das System robust und resilient zu bekommen. Dabei zielen wir auch auf eine gewisse Einfachheit der technischen Lösung ab. Das heißt zum Beispiel, wir arbeiten direkt an Servern, die bare metal sind, also an Servern ohne Zwischenebene.

Auf welche Erfolge, die du in MSHIP bisher hast, bist du besonders stolz?

Ein besonderer Erfolg war für mich, dass wir für unsere Ideen Vertrauen schaffen und diese auch begreiflich machen konnten. Denn erst, wenn ich MSHIP begreife, kann ich sagen, ja, das funktioniert. Mit MSHIP können wir Antworten auf Fragen geben, wie z.B.: Wie funktioniert in der Cloud-native-Welt moderne Informationsübermittlung und -verteilung? Wie bekomme ich Information von unserer bestehenden Infrastruktur, also aus unseren Umspannwerken, die teilweise Lebenszyklen von 50 Jahren haben, in die Cloud-native-Welt? Wie verbinde ich diese zwei Welten?

Ein anderer Meilenstein ist die erste unserer europaweiten Ausschreibungen für Server-Hardware. Auch bei diesem Thema sind wir mit sehr abstrakten Konzepten gestartet. Wir wussten, wir wollen Cloud-native machen und haben dafür eine ganze Reihe an Anforderungen bekommen, die in unsere lange Liste mit den Buzzwords on-prem, self-hosted, bare metal, OT/IT-Plattform in kritischer Infrastruktur gemündet ist. Die Herausforderung, das zu konkretisieren und die Frage zu beantworten, was das eigentlich heißt und welche einzelnen Bausteine wir haben, war eine Mammutaufgabe. Diese konnten wir nur als Team und mit Ausdauer, aber am Ende erfolgreich lösen und letztendlich die Ausschreibung durchführen.

Foto von Falko Ebe und Dominik Geibel

Was inspiriert dich in deiner täglichen Arbeit, in einem Satz?

Mich inspiriert, jeden Tag daran zu arbeiten, dass sich die einzelnen Teile, aus denen MSHIP besteht, diese Modularität, zu einem großen Ganzen zusammenfügen. Das geht von technischen Systemen, die ineinandergreifen, bis zu funktionierenden fachlichen Anwendungen, bezieht sich aber genauso auf die Weiterentwicklung der Menschen, die bei MSHIP mitarbeiten.

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